Wie viel Widerstand kann ich mir leisten?
Politisch aktiv zu sein und gegen Unrecht aufzubegehren fordert Tribute. In den letzten Jahren habe ich persönlich gemerkt, wie viel Kraft, Zeit und auch finanzielle Mittel mich mein Streben nach Frieden, Freiheit und Wahrheit kostet.
Das hinterlässt auch an anderen ihre Spuren. Manche haben sich regelrecht aufgeopfert. Viele haben mehr gegeben, als sie es sich leisten konnten und das zeigt sich irgendwann. Eine gesunde Balance scheint wichtig anzustreben, doch wie?
In 12 Rules for Life von Jordan Peterson lautet Regel 6, man solle erst einmal sein eigenes Zimmer aufräumen, ehe man die Welt kritisiert. Hält man sich an diese wichtige Regel, kümmert man sich erst um das Durcheinander im eigenen Leben, bevor man versucht, Ordnung nach außen zu tragen. Das verhindert, dass man das eigene Chaos in der Welt manifestiert, was ich unter dem Begriff des blinden Aktivismus verstehe. Ein anderer Aspekt ist, dass man sich nicht verausgabt, sondern sich schützt und erst von einem Zustand der internen Sicherheit aus agiert.
Diese Regel stellt hierbei vielmehr ein Ideal da, als eine Regel, die man perfekt umzusetzen hat. Es kann Zeiten geben, in denen man keine andere Wahl hat, als politisch aktiv zu werden, weil die Bedrohung von außen derartig imminent ist, dass man sich dagegen wappnen muss. Auch ich strebe danach, diese Regel zu befolgen, aber ich engagiere mich trotzdem politisch, selbst wenn mein Leben mal etwas chaotisch ist. Gerade zur Zeit von 2G und drohender Impfpflicht habe ich sehr unter Angst gelitten und die damit einhergehende Ungewissheit brachte mich in einen Zustand, in welchem ich mich auf jede eintretende Möglichkeit vorbereiten musste, was mich physisch und psychisch auslaugte. Gerade in dieser Zeit, in der alles Ungewiss schien, war mein politischer Aktivismus von enormen Wert.
Jennifer Shannon spricht wiederum davon, dass man bei einem Zwischenfall in einem Flugzeug erst einmal sich selbst die Atemmaske aufsetzt, bevor man sie jemand anderem aufsetzt. Gerade wenn es darum geht, anderen zu helfen, muss man dringend erst auf sich selbst achten. Welchen Nutzen hat es denn für sich und für andere, wenn man beim Versuch zu helfen dabei zu Grunde geht?
Sich selbst zu schützen wird in unserer Gesellschaft oft als selbstsüchtig missverstanden, während Aufopferung als selbstlos empfunden wird. Während Corona war der Begriff der Solidarität vielmehr als Opferbereitschaft zu verstehen, als Liebe zu anderen. Das war falsch und bösartig.
Die selbstlosesten Menschen sind meiner Einschätzung nach diejenigen, die gesunde Selbstliebe für sich empfinden und es daher als wichtig ansehen, dass es ihren Mitmenschen gut geht, weil sie verstehen, dass sie sich in einer wechselseitigen Beziehung befinden, die nicht nur nimmt, sondern zurück gibt.
Ein anderer Aspekt von Selbstrettung ist, dass man anderen zeigt, dass dieses Leben lebenswert ist, da man allen Widrigkeiten zum trotz nicht dem Zynismus, einer Depression, dem Hedonismus oder einer Sucht verfällt. Durch das Festhalten an Werten und Prinzipien wird man in Zeiten von Dekadenz und moralischem Verfall zu einem Leuchtturm, der anderen den Weg weist und der Hoffnung macht.
Es mag schwer erscheinen, doch diese Welt ist tragbar. Aber nicht von einem einzelnen Menschen, der unter der Last zusammenbricht, sondern von vielen, die mit sich selbst im Reinen sind und die zusammen arbeiten, um das Gute, Wahre und Schöne auf der Welt zu schützen.
„Anstatt die Menschheit zu retten, sollte jede Person sich selbst retten.“
-Alexander Herzen